Eine Frau oder ein Mann wird gegen ihren
Willen in eine Klinik gebracht. Auf einen Schlag wird da
ein Mensch aus seiner gewohnten beruflichen und privaten Umgebung
herausgerissen, an einen Ort gebracht, den er nicht kennt. Er
will weg; doch er wird zurückgehalten. Aufregung, Erregung,
Wut sind verständliche Reaktionen eines Menschen, der sich
in dieser Situation befindet. Nachvollziehbar, dass viele sich
zu wehren versuchen.
Doch der psychiatrische Blick diagnostiziert
Krankheiten; Erregung und Wut sind aus dieser Sicht Symptome,
die behandelt werden müssen. Selbstverständlich weigert
sich die "Patientin", die sich unfreiwillig in der Klinik befindet,
sehr oft, die Neuroleptika, die sie beruhigen sollen, zu schlucken.
So kommt es regelmässig zur Zwangsbehandlung. Acht Pfleger
stehen da. Im Angesicht dieser Uebermacht schluckt ein Teil der
PatientInnen die verordneten Pillen. Wer nicht spurt, wird mit
Gewalt zu Boden gedrückt. Während sieben Männer
den Patienten zu Boden drücken, spritzt der achte das dämpfende,
bewusstseinsverändernde Medikament ins entblösste Gesäss.
Dabei geht es oft sehr laut zu. Emotionen auch auf Seite des Personals.
Es wird geschrien und geschlagen, ein unerfreuliches Geschehen
für alle Beteiligten.
Danach schläft der Patient,
beim Erwachen ist er verwirrt und verängstigt, seine Erinnerung
ist getrübt. Zudem kann er sich kaum mehr bewegen; sein Körper
will ihm nicht mehr gehorchen, wie er das gewohnt ist.
Alle Insassen sind regelmässig ungewollt
Zeugen von Zwangsbehandlungen. Sie hören das Geschrei,
oder sie sehen genau, was da geschieht. Eine Stimmung der Gewalt,
Unfreiheit und Zwang prägt deshalb die geschlossenen Abteilungen
unserer psychiatrischen Kliniken.
Zwangsmedikation wird auch bei Langzeitpatienten
angewandt, wenn diese auf die Idee kommen, die ihnen verordneten
Medikamente nicht mehr einnehmen zu wollen. So führt denn
oft vielmehr die berechtigte Angst vor der Zwangsbehandlung als
Einsicht dazu, dass die verordnenten Psychopharmaka geschluckt
werden.
|